Gründung 1914
Der RV-Concordia war ein Kind des 1905 gegründeten Kath. Arbeitervereins Mochenwangen.
Mitte März 1914 fand im Gasthof zum "Hirsch" eine erste Informationsveranstaltung mit dem Ravensburger Bezirksverein der Rad- und Motorradfahrer "Concordia" statt. Werkführer Anton Diebold zeigte
sich bereit, als provisorischer Vorstand die Gründung einer eigenen Ortsgruppe in die Hand zu nehmen; 14 Mitglieder erklärten Ihren Beitritt.
In einer weiteren Versammlung im Mai 1914, ebenfalls im "Hirsch" wird dann mit Anton Diebold, dessen Stellvertreter Josef Spieß (Vors. des Kath. Arbeitervereins),
Kassier Josef Schwarzkopf, Schriftführer Mathäus Neher und Revisor Leopold Sedelmaier und drei weiteren Ausschußmitgliedern ein erster handlungsfähiger Vorstand gewählt.
Der 1. Weltkrieg und seine Folgen
Kaum hat sich die Mitgliederzahl auf 27 erhöht, da macht der Ausbruch des
furchtbaren Krieges anfangs August dem rührigen Vereinen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Mit dem Vorstand müssen 20 Mitglieder an die Front; einige Kameraden fallen auf dem Feld der Ehre fürs Vaterland. Vizevorstand Spieß hält den Verein am Leben und organisiert Liebesgabenpakete.
Am Kriegsende kehren aufgrund des "Radfahrverbots und der Gumminot" etliche Mitglieder dem Verein den Rücken, der dann nur noch drei zahlende Mitglieder zählt.
Wiederaufbau und Neugründung
Vorstand Diebold nimmt bereits im Mai 1918 an Gautagen in Leutkirch und im März 1919 in Ulm teil und kann so mit der 1. Versammlung nach 5 Jahren den Wiederaufbau
energisch angehen. Leider fällt die erste Ausfahrt nach Fronhofen dem schlechten Wetter zum Opfer. Jedoch nach Ausfahrten nach Ravensburg, Waldsee und Schussenried zählt die Concordia bald wieder 36
Mitglieder. Das erste größere Ereignis ist die Teilnahme am Gautag mit Bannerweihe in Ehingen/Do. Da zwei Kollegen infolge Unfall und Panne das Ziel nicht erreichen, darf man nicht an der
"Corsofahrt" teilnehmen, weil es zur geforderten Teilnehmerzahl vonzehn nicht mehr reicht. Im Anschluß an Ausfahrten nach Staig-Blitzenreute, Reute und Steinach bei Waldsee sowie später nach Berg und
Baindt können dort weitere Brudervereine gegründet werden. Mochenwanger "Renner" erzielen bei Wettfahrten vordere Plätze.
Bannerweihe 1922
Nach dem Besuch von Bannerweihen in Weingarten, Oberteuringen, Isny, Reute, Fischbach/Bo.
und dem Besuch des Gausportfestes in Ulm (1921) reift der Gedanke für ein eigenes Banner. Das Hauptproblem sind die Kosten von 4.000 Mark. Durch eine Spende der Fabrikantenwitwe Müller über 1.000
Mark, einem privaten Darlehen von 2.000 Mark und einer 5 Dollarspende aus den USA, die man ein jahr vor der Inflation in 978 Mark umtauschen kann, wird die Finanzierung vorerst gesichert. Mit
Theateraufführungen und einem Faschingsball, insbesondere jedoch durch den finanziellen Erfolg durch die sportlich und gesellschaftlich gelungene Bannerweihe mit 34 Vereinen beim großen Festumzug im
August 1922, kann das Darlehen bald zurückbezahlt werden.
Große Erfolge der Reigenfahrer
Im Inflationsjahr 1923 schmilzt der stattliche Erlös aus der Bannerweihe bald in ein Nichts zusammen. Aufkommendes Misstrauen über die Finanzen, aber auch Zwistigkeiten
über undiszipliniertes Auftreten bei Korsofahrten und der Streit über die Einhaltung der Sonntagspflicht veranlassen 1924 die Mitglieder aus Wolpertswende, dort eine eigene Ortsgruppe der Concordia
zu gründen. Nach dem umjubelten Erstauftritt der "Saalreigenfahrer" anlässlich der Bannerweihe im "Aldersaal" erhält die Concordia ein zweites viel versprechendes Standbein. Bis Mitte der 1930er
Jahre eilen die Damen- und Herrenmannschaften im Reigenfahren von Erfolg zu Erfolg.
Gleichschaltung und Führerprinzip im 3.Reich
Als Ende Januar 1933 die NSDAP in Deutschland die Macht übernimmt, hat dies auch für den RV Concordia gravierende Folgen. Bereits am 1.Mai nimmt der Verein am Tag der
nationalen Arbeit teil. Nach Abschluss des Reichskonkordats werden am 1.Juli die Kasse und sämtliches Vereinsvermögen beschlagnahmt. Im November verrät ein Protokolleintrag beim Abschied von der
Concordia und dem damit verbundenen Eintritt in den Reichsbund Deutscher Radfahrer Wehmut.
Der bisherige Vorstand ist bald der Vereinsführer und bestimmt seine Vereinsmitarbeiter. Das Vereinsleben gerät jedoch bald ins Stocken, da immer mehr Mitglieder der "neue Geist" nicht zusagt.
Ausfahrten gibt es nur noch gelegentlich, Korsofahren ebenso; der Wettkampft steht obenan. Als der alte Concordengeist mit der Freude an der Schönheit der Natur und der Geselligkeit nur noch
gelegentlich aufflackert und immer mehr Kameraden zu Arbeitdienst und Rechwehr eingezogen werden stellt der Verein nach dem misslungenen 25-jährigen Stiftungsfest im Juni 1939 die Aktivitäten
ein.
Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg
Nach den verheerenden Kriegsfolgen und Beschlagnahmung der Fahrräder durch die französische Besatzungsmacht dauert es bis 8.April 1951, ehe frühere Vereinsmitglieder um
Gustav Hermanutz, Albert Straub, Philipp Weiß, Xaver Ege und Eugen Weber im früheren Vereinslokal "Gasthof Platz" die Neugründung auf demokratischen Grundsätzen gelingt. Die folgenden jahre sind von
der Freude am Neubeginn und vielen Wanderfahrten, Radball, Reigenfahren und beachtlichen Korsoauftritten gekennzeichnet. Doch bald führen Motorradwelle, Wirtschaftswunder und Autokauf in eine Krise;
selbst die Vereinsauflösung ist ein Thema.
Mit dem Kunstradfahren aus der Krise
Der Bau der neuen Turnhalle 1965 bringt für den RV Concordia neue
Möglichkeiten und kommt der Absicht, auf die Jugend zu setzen, entgegen. Otto Lauter setzt als erster die Idee, zukünftig auf den Kunstradsport zu setzen, in die Tat um.
Nach dessen tragischem Unfalltod nimmt Trainer Josef Arnold und kurz darauf Hans Echtler die Sache in die Hand und führt insbesondere die Mädchen im Einer- und Zweierkunstfahren zu zahlreichen Meisterschaften auf Kreis- und Bezirksebene sowie bei den Württembergischen Meisterschaften.
Bald zieht auch das Gruppenfahren und hier vor allem die Kunstradpyramide bei der mitunter über zwanzig junge Sportlerinnen auf drei Rädern ihre Kreise ziehen Aufmerksamkeit und Bewunderung auf sich. Regelrechte Beifallsstürme begleiten die jungen Radakrobaten bei Auftritten bei unterschiedlichen Anlässen, vor Hunderten erstaunten Zuschauern.
Text zur Vereinsgeschichte
Ludwig Zimmermann